US-Tourismus bricht ein: Wie groß ist der Schaden und wer sind die größten Verlierer?

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Written on Apr 2, 2025
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  • Die Zahl der internationalen Ankünfte in den USA wird nach früheren Wachstumsprognosen nun voraussichtlich um 9,4 % sinken.
  • Fluggesellschaften, Hotels und tourismusbezogene Branchen melden in Kanada, Europa und Mexiko erhebliche Verluste.
  • Reiseverbote, Festnahmen und Grenzpolitik haben weltweit zu Stornierungen und zunehmenden diplomatischen Spannungen geführt.

Der US-Tourismus bricht 2025 zusammen, und dies entwickelt sich zu einer der unmittelbarsten wirtschaftlichen Folgen von Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus.

Fluggesellschaften streichen Strecken. Hotelketten verfehlen ihre Umsatzziele. Internationale Buchungen sind eingebrochen.

Die größte Konsumwirtschaft der Welt muss mit ansehen, wie Milliarden an ausländischen Touristengeldern fast über Nacht verschwinden.

Warum kehren alle den USA den Rücken zu?

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Laut neuen Daten von Tourism Economics werden die internationalen Ankünfte nun voraussichtlich um 9,4 % sinken, verglichen mit früheren Prognosen eines Anstiegs von 9 %.

Einer der Hauptgründe für den Rückgang ist das politische und diplomatische Klima während der zweiten Amtszeit von Präsident Donald Trump.

Zölle, Grenzpolitik und öffentliche Rhetorik haben die USA sowohl für Urlaubs- als auch für Geschäftsreisende weniger attraktiv gemacht.

Insbesondere die Rolle Kanadas als wichtigste internationale Tourismusquelle der USA wurde stark beeinträchtigt.

Zum Kontext: Im Jahr 2024 besuchten etwa 20 Millionen kanadische Touristen die Vereinigten Staaten.

Bei 77 Millionen gemeldeten Touristen im Jahr 2024 beträgt Kanadas Anteil 26 %.

Doch seit Trump 25 % Zölle auf viele kanadische Waren angekündigt hat, ist der Verkehr an einigen Grenzübergängen an bestimmten Tagen um bis zu 45 % zurückgegangen.

Air Canada meldet einen Rückgang der Buchungen um 10 % für den Reisezeitraum April bis September.

Eine im März von Leger durchgeführte Umfrage ergab, dass 36 % der Kanadier, die einen Besuch in den USA geplant hatten, diesen bereits abgesagt haben.

Laut dem Luftfahrtanalyseunternehmen OAG sind die Buchungen auf Strecken von Kanada in die USA im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über 70 % zurückgegangen.

Darüber hinaus verzeichnete Mexiko, die zweitgrößte Quelle von Besuchern in den USA, im Februar im Vergleich zu 2024 einen Rückgang der Flugreisen um 6 %.

Während Trumps erster Amtszeit gingen die mexikanischen Reisen nur um 3 % zurück.

Es wird erwartet, dass die Änderungen bei der Grenzkontrolle und die wahrgenommene Feindseligkeit den Rückgang in diesem Jahr noch verstärken werden.

Auch in Europa wächst die Unzufriedenheit mit den USA

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Westeuropa machte 2024 37 % der US-Auslandsreisen aus.

Die Vorbuchungen für Sommerreisen von Europa in die USA sind laut Accor SA, einem der weltweit größten Hotelkonzerne, um 25 % zurückgegangen.

Die Stimmung in Europa hat sich seit Trumps Wiederwahl deutlich verschlechtert.

Eine YouGov-Umfrage vom März ergab, dass die negativen Meinungen über die USA Rekordhöhen erreicht hatten.

In Deutschland betrachten 56 % die USA mittlerweile negativ, verglichen mit 53 % in Großbritannien und 74 % in Dänemark.

Dies sind die höchsten Werte seit Beginn der Umfragen im Jahr 2016.

Hochkarätige Festnahmen verschärfen die Wahrnehmung. Im März wurde eine britische Frau aufgrund eines Visumproblems zehn Tage lang festgehalten.

Eine Kanadierin, die an der US-mexikanischen Grenze versuchte, ihr Visum zu verlängern, wurde 12 Tage lang festgehalten und Berichten zufolge gefesselt.

Diese Geschichten haben sich weit verbreitet und zu aktualisierten Reisehinweisen aus Großbritannien, Deutschland und anderen Ländern geführt.

Am 15. März fügte die britische Regierung neue Warnungen hinzu, wonach Reisende selbst bei geringfügigen Verstößen festgenommen werden können.

Mehrere europäische Regierungen, darunter die von Frankreich, Deutschland und Norwegen, haben Transgender- und nicht-binäre Bürger vor neuen Einreisebestimmungen der USA gewarnt.

Die USA verlangen nun von allen Touristen, bei der Visumbeantragung ihr biologisches Geschlecht bei der Geburt anzugeben, was die Befürchtungen verstärkt, dass die USA für viele Reisende kein einladendes Reiseziel mehr sind.

Inzwischen decken andere Länder bereits die verdrängte Nachfrage.

Hotels auf Bermuda verzeichnen einen starken Anstieg der Buchungen aus Kanada.

Mietobjekte in ganz Europa verzeichnen einen Anstieg der Sommerbuchungen von kanadischen Kunden um 32 %.

Auch Ägypten und Südamerika verzeichnen ein wachsendes Interesse als alternative Fernreiseziele.

Globale Ereignisse in Gefahr

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Der Zeitpunkt dieses Rückgangs könnte nicht schlechter sein. Die USA bereiten sich derzeit auf die Ausrichtung zweier großer globaler Sportveranstaltungen vor.

Die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2026 findet in den USA, Kanada und Mexiko statt.

Darüber hinaus sollen die Olympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles stattfinden.

Reiseexperten und Sportfunktionäre befürchten, dass zunehmende Visaverzögerungen und politische Wahrnehmungen die Zuschauerzahlen beeinträchtigen könnten.

In einigen Ländern können Reisende mit Wartezeiten von bis zu 700 Tagen auf ein Visum rechnen.

Brasilien, die Türkei und Kolumbien gehören zu den betroffenen Ländern.

Schlimmer noch ist, dass die internationalen Ankünfte in den USA vor den Wahlen fast wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht hatten.

Tourism Economics geht nun davon aus, dass diese Zahlen erst 2029 wieder erreicht werden.

Das langfristige Risiko besteht nicht nur in entgangenen Einnahmen, sondern auch in Reputationsschäden, deren Behebung Jahre dauern kann.

Wie hoch ist der finanzielle Schaden?

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Tourism Economics schätzt nun, dass die Ausgaben ausländischer Besucher in diesem Jahr um bis zu 18 Milliarden $ sinken werden.

Dies beinhaltet allein einen Rückgang der Ausgaben ausländischer Touristen um 9 Milliarden $ im Vergleich zu 2024.

Die US Travel Association warnte, dass ein Rückgang der kanadischen Ankünfte um 10 % zwei Millionen weniger Besucher, 2,1 Milliarden $ an entgangenen Ausgaben und 14.000 verlorene Arbeitsplätze im Gastgewerbe und Tourismus bedeuten könnte.

Die Finanzmärkte beginnen, diese Risiken widerzuspiegeln. Die Aktien großer Fluggesellschaften wie United Airlines, Delta und American Airlines sind eingebrochen und liegen seit Jahresbeginn 30 bis 40 % im Minus.

Die meisten amerikanischen Fluggesellschaften sehen sich mit einer Herabstufung ihrer Ratings konfrontiert.

Die Hotelbranche sieht sich ähnlichen Herausforderungen gegenüber, insbesondere Marken mit großen US-Portfolios.

Lebensmittelvertriebsunternehmen, Fluggesellschaften und Flughafenlounges wie Aramark und Performance Food Group könnten ebenfalls indirekte Einbußen bei ihren Umsätzen hinnehmen müssen.

Darüber hinaus besteht im aktuellen Trend ein sichtbarer wirtschaftlicher Widerspruch.

Zölle sollten das US-Handelsdefizit durch die Begrenzung von Importen verringern.

In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wird der ausländische Tourismus jedoch als Export betrachtet.

Weniger Touristen bedeuten weniger ausländische Devisen in den USA, was das Handelsdefizit verschärft.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Rückgang des US-Tourismus sich noch verschlimmern wird.

Das ist längst nicht mehr nur ein Problem verpasster Hotelübernachtungen und stornierter Flüge.

Es ist mittlerweile ein umfassenderes wirtschaftliches Problem, das mit dem Image des Landes, politischen Entscheidungen und seiner langfristigen Position im globalen Reise- und Handelsverkehr zusammenhängt.